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Aug 05

Rechtschreibtraining am BSO – Auszüge aus dem Abschlussinterview mit einem Schüler aus der 11BFIT Juni 2012

Ursprünglicher Fehlerquotient bei über 30%, dann 13%. ¾ Jahr Training, 1x pro Woche Schulzeit.

Ulla Kloß: „Hallo Stefan, wie waren Ihre Erfahrungen mit diesem Rechtschreibtraining?“

Stefan: „Eigentlich gut, weil all die anderen Rechtschreibkurse, die ich gemacht habe, die waren sehr viel anders aufgebaut, sozusagen, die waren nicht so tiefgehend, sozusagen, mehr so pauken, lesen, solche Sachen, also einfach sehr viel anders.“ (grinst)

UK: „Woran haben Sie das gemerkt, dass es tiefgehend war? Oder was meinen Sie genau mit dem Wort „tiefgehend“?

St: „Naja, wir sind die Materie von vielen verschiedenen Seiten aus angegangen. Und haben einfach sehr viele verschiedene Wege genutzt, um uns die Materie zu Gemüte zu führen. Wir haben halt das Buchstabieren gemacht und die Wortbilder angeschaut – ähm, eigentlich haben wir ja immer beides zusammen gemacht, und Sätze geschrieben, und das eben intensiv gemacht. Und (haben) nicht nur die ganze Zeit gepaukt und den Kopf vollgeschlagen bis zum Geht-nicht-mehr, so dass man nur noch verwirrt ist. – Wir haben das einfach, ja ich würde nicht gerade sagen lässig, aber wir haben das einfach ruhig gemacht. Also ruhig, aber doch intensiv, würde ich sagen. Ja.“

UK: „Okay, Sie hatten also den Eindruck, unser Training war intensiv und tiefgehend, aber war es denn für Sie auch effektiv? “

St: „Ja, ich denke schon. Also ich habe gemerkt, dass ich in der letzen Zeit vor allem viel mehr über meine Rechtschreibung nachdenke, und dass ich auch nicht mehr so sehr ‚huddele‘, dass ich mir über die Wörter, die ich schreibe, Gedanken mache und gucke, wie ist das jetzt hier richtig. Dass ich jetzt auch mal einen Zettel zur Hand nehme und das Wort ausprobiere, und gucke wie es richtig ausschaut. – Ich habe auch sehr gemerkt, dass sich meine Rechtschreibung verbessert hat, einfach so durch das intensive Lernen, weil das ist so: diese Art zu lernen geht mehr in das Gehirn hinein, sozusagen, ich weiß nicht genau, wie ich das jetzt beschreiben soll. “ (lacht)

UK: „Wie sicher haben Sie sich beim Schreiben gefühlt, bevor wir angefangen haben miteinander zu arbeiten? Ihre Sicherheit auf der Skala 1 bis 10, – wenn 10 ‚sehr sicher‘ und 1 ‚absolut unsicher‘ bedeutet? “

St: „Oh, Sicherheit? – Also, das war mehr so eine Art Kampf, immer wenn ich etwas geschrieben habe. Sicherheit war da sowieso nicht so ganz da, weil ich die Sachen immer einfach so geschrieben hab. Es war  vielmehr so, ich hab mir gesagt, wenn ich es sowieso nicht so richtig kann, dann lass es einfach so stehen, dann muss das eben so funktionieren. “

UK: „Okay. – Also noch mal die Frage: Sicherheit auf der Skala 1 bis 10, wie hoch war die? “

St: „Also, bis 2, maximal, 1 ½  bis 2, also es gab schon Wörter, die ich schreiben konnte. Ja, wie schon gesagt, ich war mir eigentlich permanent, fast permanent unsicher, ich meine ganz einfache Wörter konnte ich vielleicht, wie ‚Ei‘, da kann man ja nicht viel falsch schreiben. – Ja, so war es.“

UK: „Und wie beurteilen Sie Ihre Rechtschreibsicherheit jetzt?“

St: „Also, ich mache mir jetzt viel mehr Gedanken über die Sachen, nehme mich der Materie mehr an, also nach dem momentanen Stand, jetzt ist es eher so 5, 6, 7 manchmal auch 8 vielleicht, das kommt immer auf die Texte an. “

UK: „ Jetzt hab ich noch mal eine spezielle Frage:  Mein Konzept arbeitet ja mit dieser visuellen Bewusstheit, mit dem inneren Vorstellen von den Wörtern. Wie würden Sie das bewerten, hat das für Sie einen Unterschied gemacht oder war das eher nicht so wichtig? “

St: „Naja, ich denke, wenn das Gehirn so arbeite und wenn man dann, und wenn das nun mal wirklich so ist, dass man das (die Wörter) so im Kopf drin sieht und, wenn man einen schwarzen Hintergrund hat und schwarze Schrift (wie das bei mir war), dann ist es eben weniger gut. Sozusagen, dann hat es schon viele Vorteile, wenn man einen weißen Hintergrund hat und schwarze Schrift  (so wie es jetzt ist).“

UK: „Und merken Sie das beim Schreiben? “

St: „ (überlegt 10 Sekunden) Ich weiß es gar nicht. (überlegt 5 Sekunden) Also es gibt schon Wörter, ich denke schon, dass es Wörter gibt, die mir schon durch dieses visuelle Durchkauen, sag ich jetzt mal, was wir oft gemacht haben, sehr im Kopf geblieben sind, dass die Wörter dann einfach da sind, die sehe ich einfach so in meinem Kopf drin, und dann la la la einfach abschreiben kann, als hätte ich es in meinem Kopf auf einen Spickzettel geschrieben und dann guck ich einfach drauf und kann es abschreiben. “ (lacht)

UK: „La la la ?“

St: „Ja, genau la la la la, die sehe ich dann einfach und dann kann ich die schreiben. “

UK: „ Also da gibt es Wörter. Welche zum Beispiel? “

St: „Ja, zum Beispiel das Wort Gras‘, was ich vorher mit scharfem ß geschrieben habe und jetzt sehe ich das mit einfachem s und dann kann ich es einfach abschreiben. “

UK: „Okay. Das steht dann einfach so im Kopf?“

St: „Ja.“

UK: „Und was würden Sie sagen, was hat am meisten genutzt, von den ganzen Sachen, die wir gemacht haben, also das Wörter-Sehen, Buchstabieren, die Kommas, Verben üben, die Groß- und Kleinschreibung, die Sätze? “

St: „Oh, hm. Wenn ich jetzt mal so drüber nachdenke, dann denke ich, dass es… Dann war es vielleicht tatsächlich dieses visuelle Durchkauen, denn wenn das jetzt Wörter waren, die ich von klein auf irgendwie falsch gelernt hatte, oder irgendwie falsch im Kopf hatte, dass ich die dann einfach umgeändert habe und jetzt einfach die richtigen Bilder in meinem Kopf habe, und dann kann ich sie im Prinzip nicht mehr falsch machen, wenn ich die Bilder so in meinem Kopf habe, ich schreibe sie nur noch ab und kann dabei pfeifen, lachen. “ (lächelt)

UK: „Und ein sicheres Gefühl haben? “

St: „Ganz genau! “

UK: „Gut gesagt. – Sie fühlen sich einigermaßen sicher, obwohl jetzt noch ein bisschen was fehlt?“

St: „Ja, das kann man ja auch noch ausarbeiten. Ich habe ja noch ein bisschen Zeit. Jetzt gehe ich ja erst mal ins Ausland und bis dahin und wenn ich dann wieder in die Schule gehe, dann kann ich ja da noch mal weiter dran arbeiten. “

UK: „Gibt es noch etwas, was Sie noch sagen möchten, etwas, was wichtig wäre, ein Tipp für mich, wenn ich das jetzt noch mal unterrichte?“

St: „Für Sie, hm, ich denke, Sie haben das gut gemacht!“ (grinst)

UK: „Danke schön. – Dann bedanke ich mich für das Gespräch.“

St: „Kein Problem.“