Lautgetreue Wörter gibt es nicht!
Leider sind sich die meisten Menschen, einschließlich der Deutschlehrer, der Tatsache, dass unsere Buchstaben nicht den Lauten entsprechen, zu wenig bewusst. In den Schulen treibt das Phantom des so genannten „lautgetreuen Wortes“ sein Unwesen. Aber leider klingt das nach einem einfachen Eins-zu-Eins-Verhaltnis von Laut (-klang) zu Buchstaben. Dem ist jedoch nicht so. Bestenfalls ist die deutsche Sprache „lautorientiert“. Denn bei genauerer Betrachtung geben unsere Buchstaben nur ungefähr die Laute wieder und nahezu immer gibt es in unterschiedlichen Wörtern Varianten, wie ein Laut ausgedrückt werden kann.
Zebra – ein angeblich „lautgetreues“ Wort
Als einfaches Beispiel möge das Wort Zebra dienen. Rein nach dem Lautbestand könnte das Wort bei gleichbleibender Lautschrift ( ‚tse:bra ) ebenso auf die folgenden Weisen geschrieben werden:
Cebra, Tsehbra, Zeebraa, Zeebrah,
Tsebra, Cebraa, Zehbrah, Tsebrah,
Zebrah, Cehbra ,
ließe man leichte Varianten in der Lautung zu, so wären weitere Versionen denkbar, wie:
Tsebrer, Zehbrer, Zebrer oder
Cepra, Tsehprah, Zeepra .
Ohne hier bereits alle denkbaren Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben, ist leicht zu erkennen, dass sich bei dem Versuch, Rechtschreibung hauptsächlich an den abgehörten Lauten zu orientieren, eine Vielzahl an Möglichkeiten bietet, das Wort falsch, im Sinne von ‚so nicht vereinbart’ zu schreiben.
Die Rechtschreibung der Wörter wird vereinbart, nicht abgehört!
Die einzige wirkliche Sicherheit bietet das Wissen darum, wie das Wort tatsächlich aussieht. Wenn man weiß, wie das Wort aussieht, braucht man sich um die genaue Aussprache und das genaue Abhören nicht mehr zu kümmern, man weiß einfach, wie das Wort geschrieben wird, selbst wenn der Sprecher das Wort ‚Zebra’ im Dialekt (z. B. ‚tse:bro) ausspricht. Eine sichere Beherrschung der korrekten Rechtschreibung ist nur durch Verknüpfung der Wörter mit dem Seh-Sinn zu erreichen.